Die Lektionen der klassischen Reitkunst dienen der Entwicklung von Kraft und Balance, sowie von Ausdruck und Schönheit, so dass jedes Pferd und jeder Reiter die klassische Reitkunst erlernen kann.

Je nach Talent und Vorgeschichte stellt sich ein Lernerfolg schneller oder langsamer ein. Um dies für sich zu entdecken, muss man es probieren, der Förderung Zeit geben und immer wieder Mut haben. Herausgekommen ist schon so manches Pferd in der Piaffe, dem man vorher nicht mal einen gleichmäßigen Trab zugetraut hat.

Das Ziel dieser Arbeit ist ein Pferd, das gehorsam und willig die Hilfen des Reiters annimmt und ein Reiter, der die Fähigkeiten seines Pferdes erkennt und fördert. Hilfen werden fein, aber bestimmt gegeben. So entsteht ein harmonisches Reiter – Pferd – Paar, an ein bestimmtes reiterliches Niveau ist das zunächst nicht gebunden.

Petra Fassbutter und "Rodan" in den Anfängen zur Piaffe, 2006


Die Grundlagen meiner Arbeit sind:

Vertrauen, Gehorsam, Mitarbeit und Gleichgewicht.

Vertrauen bildet die Grundvoraussetzung für jede Arbeit: Angefangen bei der Begrüßung, beim Putzen, an der Hand, bei der Handarbeit, an der Longe und unter dem Sattel. Um Vertrauen herzustellen, bediene ich mich bei Elementen der Bodenarbeit, der Freiarbeit und des Führtrainings. Ich setze meine Zeichen und Hilfen für das Pferd konsequent, klar und verständlich und baue ebenso meine Arbeit in kleinen, für das Pferd verständlichen und nachvollziehbaren Schritten auf. Ich selber habe grundsätzliches Vertrauen in jedes Pferd! Dieses Entgegenkommen schafft (meist) eine bereits positive Atmosphäre, die mir das Pferd zurückgibt. Reiter lernen bei mir Vertrauen zu haben: zu sich, zu ihrem Pferd, in ihre Hilfengebung, in ihr Körpergefühl und in die Entwicklung mit ihrem Pferd.

Gehorsam  ist eng verknüpft mit Vertrauen. Hat ein Pferd Vertrauen, kann es auch folgen, gehorchen, hinhören und zuhören, denn es weiß, dass es bei seinem Menschen sicher ist! Pferde sollten Anweisungen weder ignorieren, noch vor ihnen weglaufen oder ihnen zuvorkommen. Konsequenz von Seiten des Pferdeshalters ist gefragt, ebenso ein gesundes Verhältnis von Lob und Strafe und das Wissen um das „Wann mach ich was“. Das setzt beim Pferdehalter eine große Disziplin voraus. Alle Zeichen und Hilfengebungen, egal ob am Boden oder unter dem Sattel, müssen an einem sicheren Ort geübt werden (z.B. geschlossener Reitplatz, bevor ich mich mit ungeübtem Pferd ins Gelände wage). Der Mensch muss immer überlegen: wurde meine Hilfe nicht verstanden, wurde sie missverstanden oder übergangen? Daraus überlegt muss der Mensch seine konsequente Hilfe deutlicher geben oder verständlicher. Auch und gerade die Körpersprache des Reiters spielt hier in allen Bereichen eine große Rolle! Pferd und Reiter sollen zusammen arbeiten und gemeinsam ein Team werden.

Hat ein Pferd gelernt, im Grundgehorsam Anweisungen anzunehmen, ist die Grundlage für die Zusammenarbeit bereits geschaffen.

Das Pferd ist aufmerksam, konzentriert und bereit, sich den Anweisungen des Reiters zu stellen und sie auszuführen. Der Reiter lernt bei mir, sein Pferd zu beobachten, seine Bedürfnisse in der Arbeit zu erkennen und in die Arbeit einzubauen! Das kann sich auf spezielle Lektionen beziehen, auf die Tagesform, oder auf Ideen, die das Pferd in die Arbeit einbringt. So manche Lektion kann entstehen, wenn auch der Reiter/Longenführer etc. seinem Pferd zuhört und sich selber auf das Tier einlässt.

Der Reiter sollte dem Pferd also die Mitarbeit anbieten und sie erreichen wollen. Stumpfes Abfragen von Hilfen, Figuren etc. ohne Kommunikation erfordern nicht die Mitarbeit, sondern nur reinen Gehorsam.  

Pferd und Reiter sollten sich grundsätzlich im Gleichgewicht  befinden – ganz klar leichter gesagt als getan. All das vorher Geschriebene bildet die Grundlage für den gesamten Umgang miteinander, so dass Pferd und Reiter sich auch in einem psychischen Gleichgewicht befinden. Das Pferd wird in der Grunderziehung, bei der Handarbeit, an der Longe und unter dem Sattel zusätzlich physisch in die Lage versetzt, sich im Gleichgewicht zu bewegen. Alle vier Füße werden gleichmäßig bewegt, der Körper kann sich muskulär entwickeln und dabei beinhaltet der Aufbau der Arbeit, dass Körper und Geist sich an den gestellten Aufgaben entwickeln können. Nur ein Pferd, welches gut ausbalanciert ist, kann wirklich fein gehen, denn ihm fallen Bewegung und Bewegungsänderungen leicht. Ein Pferd, welches nicht im Gleichgewicht  ist, braucht immer ein Mehr an Hilfe. Der Reiter lernt bei mir, sich ebenfalls im Gleichgewicht zu bewegen, da sonst sein Pferd ihn ständig ausgleichen muss und sich so selbst schlecht gleichzeitig im Gleichgewicht befinden kann. Das Ergebnis wäre, dass eine klare und ruhige Hilfengebung hier ausgeschlossen sein würde. Ein Teufelskreis.

"Pignouf" in der Traversale